Blick über den Tellerrand: Best Practise im Near- und Offshoring

Foto: SPM 2000

Was wir bei unseren Einsätzen in den letzten Monaten gelernt haben.

Frauke: Mir ist in Sarajevo das Herz aufgegangen bei einer Kultur, die Gastfreundschaft in jeder Hinsicht lebt. Der ganze Aufenthalt war getragen von einem fabelhaften Gefühl des Willkommenseins. Im Coaching war es schön zu sehen, wie unsere Coachees einfach machen. Obwohl sie meinen Satz noch gar nicht ganz zu Ende gehört hatten, wollten sie schon anfangen, den Inhalt umzusetzen. Das ist ein inspirierender Kontrast zur deutschen Mentalität von „Haben wir denn wirklich alle Fragen geklärt? Wurde das auch genau geprüft? Ist das denn schon genehmigt…?“ Ich bin darin bestärkt zurückgefahren, Neues einfach auszuprobieren.

Ben: Ich habe mir aus Ägypten super viele Gedanken und Eindrücke mitgenommen. Im Businessalltag war die Kollision der Kulturen besonders krass zu spüren. Ich habe gemerkt, wie wichtig es ist, seine Erwartungshaltung an das Gegenüber zu reflektieren und sich damit auseinanderzusetzen, unter welchen Rahmenbedingungen der andere arbeitet. Der Besuch in Kairo hat mir gezeigt, wie blind wir durch die virtuelle Zusammenarbeit für die wirklichen Lebens- und Arbeitsbedingungen der anderen sein können. Wenn ich meine deutschen Leistungsstandards unkommentiert an jemanden anlege, der vor Dienstbeginn bereits 2 Stunden lang eingezwängt in unklimatisierten Bussen im Stadtverkehr von Kairo unterwegs war, werde ich nicht viel Erfolg haben. Hier helfen viele Fragen und Interesse an der anderen Kultur, um den Fokus in der Zusammenarbeit richtig zu legen.

David: Sarajevo ist eine Stadt, die durch ihre Geschichte und Architektur bereits eine Reise wert ist. Doch will man Sarajevo tiefergehend verstehen, sind der Schlüssel dazu: die Einheimischen, unsere Kollegen und Coachees, Ihre herzliche Gastfreundschaft, ihr ansteckendes Lachen – bei einem deftigen Essen und ganz persönlichen Geschichten. Die Offenheit der Coachees hat uns gezeigt, dass man ohne große Umschweife pragmatisch unterstützen kann.

Valerina: Seit fast vier Jahren lebe und arbeite ich in Deutschland, daher war der Einsatz in meiner Heimatstadt Pristina ein besonderes Erlebnis. Ich konnte meinen Trainerkollegen hier Tipps aus 1. Hand geben. Beispielsweise stellen Kosovaren nicht viele Fragen, um andere nicht zu bedrängen oder nicht ahnungslos dazustehen. Als Deutscher wundert man sich dann, warum nach einer Präsentation Schweigen herrscht. Hier ist es geschickt, die Menschen einzuladen eine kleine Zusammenfassung zu geben, um herauszufinden, was sie verstanden haben und wo ggf. noch mal etwas erläutertet werden muss.

Romy: Ich nehme mir aus Sarajevo die Erkenntnis mit, dass respektvoller und wertschätzender Umgang immer belohnt wird. Hier ist die Wertschätzung für Berufsstand des Coaches wirklich gegeben. Wenn du Coaching nur als Job siehst, hast du den Job verfehlt. Doch wenn du gewillt bist die Extrameile für den Coachee zu gehen, geht er sie auch.

David: Kairo ist eine Megametropole der kulturellen Vielfalt und Gegensätze. Ein Sandsturm im Businesspark zog uns eines Nachmittags in seinen Sog, alle Jalousien färbten sich plötzlich gelb – für eine gute Stunde waren außen nur noch Umrisse von hohen Business Towern zu erkennen. Ein darauffolgender Sommerregen hat auch die Mitarbeiter während des Coachings fasziniert in dieser Vegetationszone. Gemeinsam Staunen und Neues entdecken und mit ungewöhnlichen Erfahrungen die Basis für wirkungsvolle Zusammenarbeit zu legen, macht unseren Auslandseinsatz so interessant.

Jörg: Mit meinen Besuchen in Sarajevo und Pristina durfte ich erleben, wie unterschiedlich der Balkan sein kann. Für mich hat es sich manchmal wie eine Zeitreise angefühlt. In Bosnien habe ich mich durch das Stadtbild an den Charme der 80er erinnert gefühlt. Die Menschen waren sehr offen und haben sich über den Blick von außen gefreut. Besonders gut hat funktioniert, dass wir uns gemeinsam ihre Ansätze angesehen haben und überlegt haben, wie wir sie zusammen noch verfeinern können.

Im Kosovo hingegen haben mich manche städtebaulichen Entscheidungen und die Mentalität gedanklich in die wilden 90er versetzt. An den Menschen dort habe ich einen unwahrscheinlichen Drang wahrgenommen, nach vorne zu kommen. Im Business sind sie manchmal auch verhalten in neue Situationen gegangen und wir haben sie zu ihrem Glück erst überzeugen müssen. Dafür konnten wir sie gut über ihre Ehre motivieren oder ihnen aufzeigen, was sie bereits geschafft haben – „Und was hindert dich jetzt daran, das noch einmal zu machen?“

Fritz: In Kairo habe ich gemerkt, dass es gar nicht so wichtig ist, im Detail dieselbe Sprache zu sprechen. Stattdessen kann man mit Mindset viel machen: ein gemeinsames übergeordnetes Bild von dem, was man erreichen will, bringt mehr, als sprachliche Präzision. Es hat in der Verständigung enorm geholfen, das Gesamtziel zu kennen und eine Vision von Qualität zu haben. Denn damit haben die Coachees die Möglichkeit erhalten, ihren eigenen Weg zum Ziel zu finden, statt nur Wordings auswendig zu lernen.

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